weiterlesen                                                                                                    > zurück 

      Der Verein

__________________________________________________________________________

 

30 Jahre

BARKE - Psychosoziale Selbsthilfe e.V.

  - Notizen zur Chronik -               

 

Impuls des Anfangs

 

Nach fast zehnjähriger ehrenamtlicher Aufbauarbeit haben im September 1987 engagierte Bürger und Bürgerinnen der Stadt Recklinghausen den Verein für psychosoziale Selbsthilfe e.V. gegründet.  Ab 1996 wurde der Name BARKE offiziell mit in die Satzung aufgenommen:

BARKE - Psychosoziale Selbsthilfe e.V.

Das Engagement wandte sich vor allem an Menschen, die unter und in der Gesellschaft leiden, insbesondere an jene, die von massiver psychischer und / oder sozialer Not betroffen sind. Der damit häufig verbundenen individuellen Erfahrung von Ausgrenzung und Benachteiligung etwas entgegenzusetzen war der zentrale Impuls des Anfangs.

 

 

1979 bis 1987:     Aufbauarbeit

 

Es entstanden zunächst in der Zeit zwischen 1979 und 1985 drei Selbsthilfegruppen.

Ihnen ging es darum, eine Gemeinschaft herzustellen, zur Begegnung einzuladen, einander zuzuhören und gemeinsam (Aus-) Wege aus schwierigen Lebenssituationen zu suchen.

 

Hier ist besonders Frau Charlotte von Buch hervorzuheben, die auch für diese, ihre ehrenamtliche Arbeit 1997 das Bundesverdienstkreuz erhielt.

 

Aus den Selbsthilfegruppen heraus gründete sich 1985 die erste Wohngemeinschaft.

 

Nach schweren psychischen Erkrankungen, die stationär behandelt wurden, hatten Betroffene häufig den Wunsch, anschließend mit Menschen zusammen zu wohnen, die Verständnis für ihre Situation haben, für ihre besonderen Verletzlichkeiten, für Ängste oder Antriebsschwäche.

Auch Probleme mit der Ablösung aus dem Elternhaus führten zu dem Wunsch, den Weg in die Selbständigkeit in einer Wohngemeinschaft zu versuchen.

Im Februar 1987 wird eine zweite Wohneinheit für betreutes Wohnen angemietet und ehrenamtlich begleitet.

 

1987:    Vereinsgründung

 

Das Jahr nach der Vereinsgründung steht für weitere Ausweitungen der Aktivitäten.

Im April 1988 gründen sich zwei weitere Selbsthilfegruppen.

 

August  1988: ein erster offener Treffpunkt für psychisch belastete Menschen wird eingerichtet, der erstmals und nun ganz offiziell den Namen „BARKE“ erhält.

Bestimmend ist auch hierbei wieder die Frage: „Was kann seelische Heilung unterstützen?

Mögliche Antworten waren damals  "Anleihen in Kunst, Religion, Theater, Sport, sozialem Einsatz für Andere, Freundschaften u.v.m.“  zu finden.

Aus all diesen Ansätzen wurden heilsame Impulse für Betroffene  herausgearbeitet.

 

Nach und nach wurden weitere Gruppen gegründet und kleine gemeinschaftliche Netze gesponnen, die es zum Teil auch heute noch gibt, wie  es unser Angebot in verschiedenster Art widerspiegelt.                                                        (siehe Angebote BARKE / Wochenplan)

 

 

Selbsthilfe

 

Von Anfang an ist der Verein in besonderer Weise dem Selbsthilfegedanken verpflichtet. Selbsthilfe ist - neben professioneller Hilfe - ein Weg, zu lernen, besser mit sich und anderen umzugehen.

In einem frühen Konzeptentwurf des Vereins heißt es:

 

 „Die 'Betroffenen' sollen sich soweit wie möglich gegenseitig helfen, indem sie einander beistehen und unterstützen.

  Die einzelnen Selbsthilfegruppen sollen möglichst gemischt sein, d.h. die Stärkeren sollen die Schwächeren stützen und ihnen ein Beispiel sein.

  Jede Ghettoisierung soll vermieden werden. Laienhelfer sollen dabei Bindeglieder zwischen stärker und weniger stark Betroffenen sein.

  Psychologen, Sozialarbeiter und andere Fachleute stehen Betroffenen und Laienhelfern zur Seite.

 Der Verein arbeitet mit anderen Institutionen (Kliniken, niedergelassenen Ärzten, Gesundheitsamt etc.) zusammen.

   Eine möglichst gemeindenahe psychosoziale Versorgung wird angestrebt.

  Voraussetzung der Arbeit ist die Erkenntnis, dass persönlicher Kontakt und gegenseitige Hilfe entscheidende Selbstheilungskräfte wecken können.“

 

 

Öffentliche Anerkennung und Unterstützung

 

Das große ehrenamtliche und gesellschaftliche Engagement der GründerInnengeneration der BARKE wurde auch in der Folgezeit zunehmend von öffentlicher Seite anerkannt und unterstützt.

Im Sommer 1988 stellt die Ev. Kirchengemeinde Recklinghausen Altstadt Räumlichkeiten im Elper Weg 7 zur Verfügung, die seither die Begegnungsstätte  (später die sog. Kontakt- und Beratungsstelle - „BARKE“) beheimaten.

 

Ab September 1988 konnte im Rahmen einer Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme unter Zuhilfenahme des Evang. Kirchenkreises Recklinghausen für zunächst zwei Jahre eine erste hauptamtliche Fachkraft (Psychologe) eingestellt und auch später weiterbeschäftigt werden.

 

Schon vor dieser Zeit wurde die wohlfahrtverbandliche Mitgliedschaft über das Diakonische Werk im Kirchenkreis Recklinghausen e.V. geregelt.

Lange Jahre wurde von hier aus der Verein - hauptsächlich in der Verwaltungs- und Vorstandsarbeit -  unterstützt.

(Heute ist die BARKE direkt Mitglied im Diakonischen Werk Westfalen-Lippe e.V.)

 

Seit 1991 beteiligt sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, später auch der Kreis Recklinghausen an den Kosten für das sogenannte „Ambulant Betreute Wohnen.

 

1992 baut die Altstadtgemeinde mit öffentlichen Mitteln das Haus am Elper Weg 7 so um, dass acht Wohnungen für das Betreute Wohnen sowie im Erdgeschoß die Räume der heutigen Kontakt- und Beratungsstelle entstehen.

 

Seit 1994 finanziert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Tagesstätte „BARKE“.


Seit 1996 unterstützt der Kreis Recklinghausen die Arbeit in der Kontakt-und Beratungsstelle durch  Finanzierung einer hauptamtlichen Kraft.

 

 

Hilfsangebote und Begegnung

 

Menschen in psychischen Krisen können recht unterschiedliche und auch im Zeitverlauf wechselnde Bedürfnisse haben, aus denen sich deshalb unterschiedliche Anforderungen und Notwendigkeiten an die Struktur von Hilfen ergeben.

 

Aus unserer Chronik geht schon hervor, daß der kleine Verein im Lauf der Jahre  aufgabenbezogen zu einer immer größeren Einrichtung heranwuchs.

Die umfassenden Aufgabenstellungen und die hieraus erwachsene Verantwortungen hatten an Größe und  Gewicht in der psycho-sozialen Landschaft deutlich zugenommen. Mehr und mehr professionelle Arbeiten mussten verstandortet werden. Ab etwa 2000 hatten die organisatorischen  Arbeitsaufwände einen Umfang erhalten, in denen sich der ehrenamtlich besetzte Vorstand verantwortlicherweise Alternativen für zukünftige Zeiten suchen und schaffen musste.

Neue Partner und damit neue Verantwortungsstrukturen mussten gesucht und gefunden werden.

Dies gelang so in zweijährigen Gesprächen mit vielen Kontakten in Kirche und Diakonie:

 

 

2005        BARKE  gemeinnützige GmbH

 

Ein wichtiger - auch notwendiger - Schritt in der Geschichte des Vereins entstand so aus der Verbindung mit dem Diakonischen Werk in Recklinghausen e.V.“: Mit diesem Werk zusammen gründete der Verein im Januar 2005 die  „BARKE gemeinnützige GmbH“.

In der Trägerschaft der BARKE gGmbH wird nunmehr sämtliche professionelle Arbeit organisiert und geführt.

 

4 große Arbeitsbereiche 

 

Heute gibt es in der BARKE  große gegliederte Arbeitsbereiche, die in ihrer Gesamtheit ein sinnvolles Ganzes darstellen:

 

1.   das "Ambulant Betreute Wohnen", eine überwiegend aufsuchende  professionelle

      Hilfestellung für das Leben in eigener Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft.

      Es werden zurzeit* über 70 Klienten von sieben hauptamtlichen MitarbeiterInnen

      und zusätzlichen Hilfskräften beraten und begleitet.

 

 

2.   die "Tagesstätte", eine tagesstrukturierende Einrichtung, 1999 zunächst am

      Kurfürstenwall beheimatet, seit 2009 an der Herner Straße 141 im Ortsteil Hillerheide mit

      heute* etwa 28 BesucherInnen. Ihnen steht ein großes Team von haupt- und ehren- 

      amtlichen  MitarbeiterInnen zur Seite.

      Ehrenamtliche MitarbeiterInnen helfen hier u.a. bei der Gestaltung des "Offenen Café" -

      Angebotes, wie auch bei der Durchführung von Freizeiten und besonderen Aktivitäten /

      Feiern.

 

3.   die Kontakt- und Beratungsstelle am Elper Weg 7,  in der wir ebenfalls Menschen mit

      anhaltenden oder wiederkehrenden psychischen Krisen dazu einladen, sich und anderen

      zu begegnen und ihren Alltag liebevoll und abwechslungsreich zu gestalten.

      Professionelle Beratung (zwei hauptamtliche Kräfte mit je 19,25 Std. pro Woche) leistet

      hier in vielfältigen Begegnungen und Verabredungen qualifizierte Hilfestellung.

      Auch sind die hauptamtlichen Fachkräfte für die beratende Begleitung der ehrenamtlichen

      MitarbeiterInnen zuständig.

     

      „In der Kontakt- und Beratungsstelle (KuB) finden sich Menschen ein, die meist wenige

      oder gar keine anderen festen Anlaufstellen haben. Die KuB ist damit unverzichtbar für

      Menschen, die für ihre persönliche Lebens- und Leidensart ein soziales Milieu brauchen,

      das ihre Eigenart akzeptiert und ihre Ressourcen fördert.“ (Zitat Jahresbericht 2012)

 

4.   Viele Ehrenamtliche ermöglichen heute in der KuB eine breite Palette  "haltgebender"

      Angebotedie von etwa 120 BesucherInnnen in der Woche genutzt werden:  Gesprächs-

      gruppen, Sport-, Koch- und  Literaturgruppen,  kreatives Malen und Gestalten und vieles

      mehr. Café- und Frühstückstreffs ermöglichen zwanglose Begegnung und Kommunikation.

      (siehe auch Rubrik "Offene Treffs und Gruppen").

     

 

 

2017       BARKE - notwendiger denn je

 

Nach mittlerweile 30-jährigem Engagement  ist die BARKE notwendiger denn je!

 

Insgesamt sind heute über 25 ehrenamtliche MitarbeiterInnen sowie 23 hauptamtliche MitarbeiterInnen in der BARKE vielfältig tätig.

 

Psychisch beeinträchtigte, betroffene Menschen sind die Besucher und Hilfesuchende, die zur BARKE kommen und sich individuell einbringen. Es gilt für sie, Hilfeangebote zu nutzen und

- wo möglich -  selbst mitzugestalten.

Der Selbsthilfeansatz bereichert so unser Angebot und führt mit dazu, das Angebot ständig den Bedarfen entsprechend zu verändern.

 

Durch das besondere Mischungsverhältnis zwischen Betroffenen, Ehrenamtlichen und professionellen MitarbeiterInnen ist die BARKE bis heute eine außergewöhnliche Hilfeeinrichtung geblieben. Sie hat dabei über die vielen Jahre ihren menschlichen und betroffenenorientierten Ansatz bewahrt.

 

 

BARKE  - gestern und heute


Dass der zentrale Impuls des Anfangs auch nach so langen Jahren immer noch sehr lebendig ist, zeigt die Äußerung eines Besuchers, der in einer anonymen Befragung folgendes schrieb:

 

  „ Die BARKE ist ein „Hafen“ für die Seele im Sturm einer uns oft feindlich gesinnten Welt, die uns aufgrund von Vorurteilen und Lügen ausgrenzen möchte. Hier findet man die Geborgenheit und somit auch die Kraft, den Widrigkeiten unserer Gesellschaft zu begegnen. So ist die BARKE ein wichtiger Teil unseres Lebens. Und…einige meiner besten Freunde habe ich hier kennengelernt - Freundschaften, ohne die ich die Probleme des Lebens nicht meistern könnte. All dies verdanke ich der BARKE. Dieser „Hafen der Seele“ ist, war und wird wichtig bleiben und wir sollten alles dafür tun, dass dieser Ort erhalten bleibt.“

 

 

Recklinghausen, im Juli 2017                                  erstellt von Bruno Metz

                                                                               (Mitglied des Vorstandes)